Der Wettlauf ist – verbal - in vollem Gange: Wer rettet am schnellsten das Klima? Zwar lässt sich der Klimawandel in unserer Lebenszeit nicht mehr rückgängig machen, aber vielleicht doch wenigstens bis auf 2 Grad durchschnittliche Erderwärmung – gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter - bis zum Jahr 2050 begrenzen. Klimaschutzzielmarken gibt es dieser Tage zuhauf:
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Der Weltklimarat IPCC fordert, dass die
Kohlendioxidemissionen schon ab dem Jahr 2015 weltweit sinken müssen, um
extreme Klimaveränderungen zu verhindern.
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Die Europäische Union hat
sich dazu verpflichtet, dass sie „bis zum Abschluss einer globalen und
umfassenden Vereinbarung für die Zeit nach 2012 und unbeschadet ihrer
internationalen Verhandlungsposition die feste und unabhängige Verpflichtung
eingeht, die Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 20 % gegenüber 1990
zu reduzieren.“ (Beschluss des Europäischen Rates, 08./09.03.2007)
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Die deutsche Bundesregierung
hat sich auf ein Reduktionsziel von 40 % gegenüber 1990 festgelegt. Bislang
seien 18 % erreicht.
- Einige Kommunen
haben sich inzwischen eigene Klimaschutzziele gesetzt. So wirbt die Stadt
Tübingen mit ihrer Aktion „Tübingen macht blau“ für 10 % weniger CO2
bis 2010 (Gemeint sind hoffentlich 10 % gegenüber heute), die Stadt Freiburg
für 40 % weniger Treibhausgas bis 2030.
Wenngleich es erhebliche
Zweifel darüber geben muss, wie überprüfbar diese Zielmarken in der Realität
sein werden, so ist doch eines sicher: Sie sorgen dafür, dass das Bewusstsein
und das konkrete Handeln für mehr Klimaschutz zum Ansporn für viele Akteure
wird.
Nicht zuletzt beginnt
Klimaschutz ganz unten: in der Gemeinde, in der wir leben, arbeiten, heizen,
Strom verbrauchen, unser Auto fahren oder stehen lassen. Dies hat auch die
EU-Kommission erkannt, deren Generaldirektion für Energie und Verkehr Anfang des
Jahres 2008 – in Abstimmung mit Vorreiterstädten - eine langfristig angelegte
Kampagne „Klimapakt der BürgermeisterInnen“ („Covenant of Mayors“) ins Leben
rief. Ziel der Kampagne soll es sein, möglichst viele europäische Städte zu
einer Selbstverpflichtungserklärung zu bewegen: Mit ihrer Unterschrift unter den
Pakt entscheiden sich die Bürgermeister/innen dafür, in ihren Gemeinden bis zum
Jahr 2020 für mindestens 20 % weniger CO2-Ausstoß zu sorgen und
hierzu binnen eines Jahres nach Unterzeichnung Aktionspläne aufzustellen. Die
Umsetzung dieser Pläne wird dann in zweijährigem Rhythmus per
Rechenschaftsbericht überprüft.
Die EU-Kommission ihrerseits
verpflichtet sich, diesen Prozess nachhaltig zu unterstützen: durch
Werbekampagnen und ein Logo, durch Bereitstellung organisatorischer Hilfen,
durch die Entwicklung von Evaluierungsmaßstäben für die Aktionspläne und
Rechenschaftsberichte, durch Förderung des Informationsaustauschs, Verbreitung
von „best practice“-Beispielen und eine jährliche Energiekonferenz der
europäischen Bürgermeister/innen.
Viel hängt natürlich davon ab,
inwieweit die Kommunen auch finanziell in die Lage versetzt werden, die
Herausforderungen des Klimaschutzes in ihrem Zuständigkeitsbereich zu schultern.
Programme zur Energieeinsparung in öffentlichen Gebäuden, der Umbau des
Nahverkehrssystems, der Aufbau von Nahwärmenetzen mit Einsatz erneuerbarer
Energien, eine landschafts- und klimaschonende Stadtplanung sind nicht zum
Nulltarif zu machen. Die EU-Mittel für diese Zwecke können allenfalls als Anreiz
verstanden werden. Die nationale Politik und intelligente
Vorfinanzierungsmodelle (Contracting über Energieagenturen) werden den
Löwenanteil zu erbringen haben.
Europas Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind nun
gefragt: Nehmen Sie die Herausforderung einer nachhaltigen, sich langfristig
rechnenden kommunalen Klimapolitik an, oder kapitulieren sie vor den
vermeintlich unbezahlbaren Einstiegskosten in die unumgängliche Energiewende?
> Formular zum Unterschreiben des Klimapakts durch die BürgermeisterInnen
> Workshop des EU-Ausschusses der Regionen zum "Klimapakt der Bürgermeister" und zu "Energieagenturen", 08.10.2008 in Brüssel
> Weitere Informationen über den „Klimapakt der Bürgermeister“
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